Robinson

 von Ewert Becker

sehr frei nach Daniel Defoe

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I. Teil

 In Hull, in Hull, in Hull

sind alle Leute vull.

Da lebte auch ein Vollidiot,

der hat seinen Vater arg bedroht,

er sollte ihn zur Seefahrt lassen,

dort wollte er sein Geld verprassen.

Der Vater schüttelte sein Haupt:

"Mein Sohn, dort wirst du nur beraubt.

Wir sind der edle Mittelstand

und haben alle in der Hand.

Drum laß von dem Gedanken ab,

sonst bringst du mich ins frühe Grab."

Doch schlich er sich vom Haus davon,

der ungehorsam Robinson.

In Bristol traf er einen Freund,

der hat's mit ihm nicht gut gemeint.

Er nahm ihn mit, der schlimme Mann,

in einen schrecklichen Orkan.

Der Kreuzer jammerte gar sehr

und sprach: "Zur See fahr ich nie mehr!"

Bei der nächsten Fahrt ward er gefangen

und von Mauren beinah aufgehangen.

Er wurde Sklave, doch gelang ihm die Flucht,

in Brasilien hat er's als Pflanzer versucht.

Er war von Geldgier bald verblendet,

so ist die Sach' nit gut geendet.

Er stieg bald wieder auf ein Schiff

und fuhr im Sturm auf großes Riff.

Die Mannschaft ersoff mit Mann und Maus,

nur Robinson, der hielt sich 'raus.

Er flog auf eine karge Insel

begann sofort mit dem Gewinsel:

"Bei Gott, ich halt es hier nicht aus,

ich habe Angst, ich muß heraus."

Er stand am Strand und flucht' unflätig,

Gott sei seiner Seele gnädig!

Am nächsten Tag fand er das Wrack

und lud es aus mit Sack und Pack.

Er richtete sich häuslich ein

bei Kuchen, Bier und kühlem Wein.

Doch seine Kleider hingen 'rum,

dem Kreuzer wurde das zu dumm.

Er schoß sich einen Ziegenbock

und nähte sich' nen wüsten Rock.

Die Hose ging von Knie bis Bauch

und sah aus wie ein Gummischlauch.

Sein Rock, der hatte ries'ge Taschen,

die mündeten in die Wickelgamaschen.

Sein Sonnenschirm war ein einz'ger Schrecken

an einem drei Meter langen Stecken.

Als Fliege nahm er einen Falter,

aus Kautschuk baut' er Sockenhalter.

Auch seine Schuhe waren gut,

bei Regen nahm er sie als Hut.

Er war sehr stolz auf seinen Frack,

doch hing er drinn' wie in 'nem Sack.

Zuerst haust er in einer Höhle,

auch dort hört man sein Genöhle.

Mit Gottes Hilf' baut er ein Haus,

das sah wie seine Kleidung aus.

Trotzdem er schrecklich blöde war

und der sprichwörtlichen Schönheit bar,

wollt ihm jedwedes Werk gelingen,

selbst Papageien zum Sprechen zu bringen.

Er baut ein Boot, das muß man loben,

es schwamm stets mit dem Kiel nach oben.

Bei der Regenzeit hat's ihn getroffen,

die Pflanzung ist ihm abgesoffen.

Er hatte weder Speck noch Bohnen,

vor Hunger kaut er die Dublonen.

Der Bauch, der legte sich in Falten,

der Hintern konnt' die Hos' nit halten.

Der Kreuzer sprach: "Was ist zu tun?"

und tat wed' Tag noch Nacht nit ruhn.

Er schleppt herbei viel Material,

vom Bambus bis zum besten Stahl,

und konstruiert von früh bis spät

an einem Hosentraggerät.

Nun steht er da und freut sich sehr -

das Ding war 40 Kilo schwer.

Fürtrefflich tat die Hose halten,

jetzt konnt' er wieder schalt und walten.

Doch war die Sach' nit wohlgetan,

zum Anziehn braucht er einen Kran.

Beim Töpfern war er sehr bequem,

er nahm sich einen Zentner Lehm

und drückte seinen Hintern rein,

das sollte dann ein Teller sein.

Auch Eimer baut er ziemlich schnell,

der Papagei war das Modell.

Vor Angst ums Gold ward er fast krank,

drum baut er sich 'nen Panzerschrank.

Er sichert ihn mit starken Kloben

und tat sich selber mächtig loben.

Aus Soda, Blei und anderm Plunder

baut er sich ein Küchenwunder.

Er briet sich einen feisten Hahn

mit Ingwer, Dill und Majoran.

Und er briet so manches Kalb

mit Anis, Zimt und Halb-und-Halb.

"Für Wilde ist mein Haus zu schade,

drum bau ich eine Palisade!"

Mit Gott, Musketen und Kanonen

tat er da drinnen fürstlich wohnen.

Das Christentum hat er vergessen,

so war er auf das Geld versessen,

drum konnte es auch Gott nicht lassen,

ihm eine Krankheit zu verpassen.

Kaum sprang er wieder aus dem Grab,

da wurde ihm das Essen knapp.

Als fast das Leben ihm genommen,

kam schon ein Wrack herangeschwommen.

Er nahm sich Sülzwurst, Speck und Bohnen,

den Leichen nahm er die Dublonen.

Er mauste auch den letzten Knaster,

verschmähte auch nicht die Piaster.

Auch Pulver fand er als Lohn

und Scheine aus der Inflation.

Aus Holz, Dublonen und auch Groschen

baut er sich fahrbare Galoschen.

Er fuhr hinein und ward bald krank,

sie waren 18 Meter lang.

Da war dem Robin alles schnuppe,

er nahm sie einfach als Schaluppe.

Jetzt ward er plötzlich albern stolz

und schlug sich 15 Klafter Holz.

Daraus baute der Wundertäter

vier Meter breite Schaufelräder.

Er sucht am Strand nach goldnen Uhren,

was er entdeckte waren Spuren.

Gar stürmisch drang es auf ihn ein:

"Das müssen Kannibalen sein!"

Da fiel ihn eine Ohnmacht an,

die warf ihn um, den starken Mann.

Man hört ihn nur noch irre reden,

er jagte 'rum mit vier Musketen.

Er lud sie, ach es ist zum Weinen,

mit Pulver, Blei und Ziegelsteinen.

In die Fenster kamen 48-Pfünder,

als Lektüre nahm er die Turnachkinder.

Er las sie viele Male ganz

und lebte fortan wie Brav-Hans.

Oft dachte er an seine Meuder,

der Sockenhalter ward zur Schleuder,

damit jagt er geräuschlos Ziegen,

auch tat er eine Heppe kriegen.

Er hat die Ziege eingepökelt,

ein Regenwurm hätt' sich geekelt.

Er sauste singend durch den Wald

und hörte wie 'ne Büchse knallt.

Noch hat die Sach' er nit begriffen,

da kommt Freitag schon vorbeigepfiffen.

Er schlug die Verfolger alle um,

bekehrt Freitag zum Christentum.

Er prüft ihn auf Pistol und Degen

und gab ihm dazu seinen Segen.

Er bracht ihm 80 Sprachen bei,

der Dolmetsch war der Papagei.

Sie gingen einmal Wildbret jagen,

und Freitag mußt die Flinten tragen.

"Potzblitz!" rief da der arge Schelm,

"mein Name sei ab jetzt Arnhelm!"

Dem Kreuzer ließ das keine Ruh,

so rief er "Trutz gehört dazu!"

Freitag tat ihn schelmig fragen:

"Du wirst Trutz-Arnhelm zu mir sagen?"

Er nahm ihn fröhlich bei der Hand,

so schritten sie durchs Inselland.

Wieder kamen Wilde in das Land,

da war der Kreuzer gleich zur Hand.

Bei diesem Kampf brachte der Recke

gleich 20 Wilde nur zur Strecke.

Mit 25 Kilo Blei

schoß er ein ganzes Dorf zu Brei.

In einer der Wilden Opferkisten

entdeckt er einen guten Christen.

Doch das war ein starkes Stück,

der Hund das war ein Katholik.

Der Kreuzer hat die Heimfahrt fest sich vorgenommen

und siehe da ein Schiff kam angeschwommen.

Es nahm ihn auf mit Dahlern und Dublonen,

tats dem Käpten fürstlich lohnen.

Kaum war er in Bristol angekommen

hat er ein Sparbuch in Empfang genommen.

Aus Brasilien kam ein dicker Scheck,

dem Kreuzer blieb die Spucke weg.

Jetzt war er der edle Mittelstand

und hatte alle in der Hand.

Er kam auch in 'ne Zeitung rein

mit Freitag und dem Papagein.

 

Anmerkung: Es gibt auch noch einen weiteren Teil des Robinson, aber für den dürfte der größte Teil der Menschheit noch nicht reif genug sein.

 

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